Samstag, 22. November 2008

Über Städtepartnerschaften

1. Allgemein
Städtepartnerschaften gab es schon bei den Neandertalern. Für uns heutigen ist die Entwicklung so ab 1945 interessant. Dabei geht es nicht um Partnerschaften innerhalb einer Nation, sondern um internationale Partnerschaften. "Neu" ist hieran, daß solche Städtepartnerschaften von "offiziellen" Stellen unterstützt werden. In Deutschland handelt es sich in der Regel um Vereine in denen sich interessierte Bürger organisieren. Manche Vereine werden "nur" von ausrangierten Politikern über Wasser gehalten, in anderen sind recht aktive Menschen organisiert. (Weiter untern wird ein etwas aktiverer Verein vorgestellt.) Informationen findet man in wikepedia:

de.wikipedia.org
* en.wikipedia.org * simple.wikipedia.org

Zur (globalen) Geschichte und der Entwicklung der Partnerschaften findet man derzeit nicht viel im Internet. An den Gründungsjahren erkennt man aber, daß in den 90er Jahren die Anzahl solcher Partnerschaften sprunghaft angestiegen ist und sich immer mehr Städte partnerschaftlich verbinden. Aus einem EU-Dokument (vermutlich 2001) finden wir folgende Darstellung:
I. Bisherige Erfahrungen mit Städtepartnerschaften und mögliche künftige Entwicklungen
Die Idee der Städtepartnerschaften wurde nach dem Zweiten Weltkrieg geboren. Vereinbarungen über Städtepartnerschaften sollen mithelfen, Beziehungen zwischen den Bürgern von Gemeinden in verschiedenen Ländern aufzubauen, und auf diese Weise zu gegenseitigem Vertrauen und Verständnis, Zusammenarbeit und Integration in Europa beitragen.
Zwar sind nach wie vor die Partnerschaften zwischen Nachbarländern dominierend (wobei allein die Hälfte aller Partnerschaftskontakte auf Deutschland und Frankreich entfällt), doch beteiligen sich inzwischen auch Mitgliedsländer, die weiter voneinander entfernt liegen, und Staaten, die nicht der Europäischen Union angehören. Heute (vermutlich 2000) bestehen über 7000 Partnerschaftsverbindungen innerhalb der Europäischen Union und mehr als 3600 Verbindungen mit anderen Ländern Europas. Dadurch verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet, auf die wir uns auch besinnen sollten, wenn wir über die künftige Gestaltung von Partnerschaften entscheiden wollen.
(...)


Eine Liste aller türkischen Städtepartnerschaften zeigt exemplarisch welches Ausmaß diese Partnerschaften angenommen haben. An dieser Liste sieht man auch, daß einzelne Städte viele Städtepartnerschaften haben, z.B. hat Istanbul 48 "kardeş şehri" (Geschwisterstädte) rund um den Globus. Die einzelnen Partnerschaften sind nicht unbedingt unabhängig von einander, zwischen den 48 Istanbuler Geschwisterstädten können weitere Partnerschaften bestehen oder aufgebaut werden.

Insgesamt haben wir hier ein erfreuliches Resultat der bösen Globalisierung. In der Tat können über die Städtepartnerschafts-Vereine auch wirtschaftliche Kontakte laufen. Ob und was nun konkret läuft, hängt maßgeblich von den jeweiligen Menschen ab, die solche Partnerschaften organisieren und pflegen.

2. offizielle Unterstützung innerhalb der EU
Wie schon erwähnt, zeichnen sich solche Partnerschaften durch "offizielle" (kommunale und staatliche) Unterstützung aus. Innerhalb der EU bedeutet das: Es gibt Kohle! Dabei sollten wir Geld als eine Form öffentlicher Anerkennung mißverstehen, denn soviel gibt es nicht. Und man sollte diese Unterstützung auch nicht verschmähen, da viele Anfragen einen gewissen Nachfragedruck erzeugen und die entsprechenden EU-Menschen das Thema Städtepartnerschaften ernster nehmen als z.B. die berühmten EU-Gurken. Schon mit google finden wir folgende (aktuelle) Informationen. Hier eine Art Wettbewerb: www.europarl.europa.eu

5. Städtepartnerschaften und die europäische Bürgerschaft
(..)
Seit 2004 waren die Städtepartnerschaften Teil des gemeinschaftlichen Aktionsplans zur Förderung einer aktiven europäischen Bürgerschaft (2004-2006). Jedes Jahr verleiht die Europäische Kommission Goldene Sterne der Städtepartnerschaften*) an zehn herausragende Projekte, die erfolgreich zur europäischen Integration beigetragen haben. Seit 2007 werden die Städtepartnerschaften durch das neue Programm Europa für die Bürger (2007-2013) gefördert (s. 4.16.7). Dieses Programm soll unter anderem den Austausch und die Mobilität von Bürgern verstärken und Institutionen der Zivilgesellschaft fördern, die zu europäischen Themen arbeiten.
*) siehe: Golden stars award ceremony 2008

Einiges Material für interessierte Vereinsmenschen, Material, das über Anträge für die begehrten EU-Mittel informiert, findet man im Leitfaden Städtepartnerschaften von Michael Gahler (14-Seiten-pdf). Hier ein Auszug:

von Michael Gahler * Mitglied des Europäischen Parlaments * Brüssel, April 2007
2.2 An wen richtet sich das Programm?
Gefördert werden können alle Interessenten, die eine aktive europäische Bürgerschaft im Rahmen von Aktionen und Projekten fördern.
(...)


3. Wie bewerbe ich mich um Fördermittel? Mit wie viel Unterstützung kann ich rechnen?
Die für die Vergabe der Mittel zuständige Agentur der Europäischen Kommission ist die so genannte Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA).
Die EACEA bietet Ihnen in einem 110-seitigen pdf-Programmleitfaden eine ausführliche Übersicht über das Programm. Eine pdf-Kurzfassung des Programmleitfadens ist ebenso erhältlich.

Neben dieser europäischen Unterstützung gibt es natürlich noch Unterstützung auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene.

3. Städtepartnerschaft Berlin-Kreuzberg * Istanbul-Kadıköy
Als Beispiel wird hier kurz die Städtepartnerschaft Kadiköy Berlin (Kreuzberg-Friedrichshain) vorgestellt.
Wie Kreuzberg Friedrichshain mit cirka 270.000 Einwohnern ein Stadtteil von Berlin, ist Kadiköy mit cirka 510.000 Einwohnern ein Stadtteil von Istanbul. Der Kadiköy-Verein wurde 1998 gegründet. Es ist klar, daß in ihm neben "normalen" Deutschen viele Berliner mit türkischen Wurzeln organisiert sind. Hier eine Art Gedächtnisprotokoll über eine Veranstaltung am 15.11.08. Auf dem Programm stand unter anderem ein Bericht über eine Vereinsreise nach Kadiköy.

Der Pavillon befindet sich im Hinterhof. Seine Wände bestehen zum Teil aus Glas. Ohne Gardinen. Es war schon dunkel. So drang Licht nach draußen und man konnte drinnen einige Vereinsmenschen bei Vorbereitungen beobachten. Es gab Speise und Getränk, ein älterer Herr in Küchenschürze beschäftigte sich mit Teigwaren... Es gab Tee in verschiedenen Tassen. Woanders wurde eine Diashow vorbereitet. Ein großer Teil der Eintretenden gehörte zum Verein oder kannte den Verein. Bald hatten sich etwa 30 Menschen um eine Tischkonstruktion versammelt.
Die Vorsitzende begrüßte alle Anwesenden und schlug vor, daß sich jeder vorstellte. Dies dauerte eine Weile, war aber ein gute Idee, denn außer mir ("ich komme frisch aus dem Internet...") waren weitere Neugierige gekommen. Eine Frau, Lehrerin, sprach für eine Berufsschule. Sie war sehr engagiert und hat mittels dem EU-Programm Leonardo gerade ein Projekt in Arbeit: Einige "ihrer" Schülerinnen wollen ein Praktikum in der Türkei machen. Sie hat vier junge Damen gleich mitgebracht. Zwei weitere Lehrerinnen kamen von einer anderen Schule, sie versuchen ebenfalls mittels EU-Programmen für ihre Schule ähnliches zu realisieren. Die Vereinsmitglieder stellten sich ebenfalls vor. Zwei Damen vertraten ein Berliner Frauenprojekt (Wohnungen für Frauen, die sich trennen). Einige Mitarbeiter, darunter der Leiter der Volkshochschule Kreuzberg sind Mitglied in dem Städtepartnerschaftsverein.
Im Oktober hatte der Verein eine Reise nach Kadiköy veranstaltet und darüber wurde nun ausführlich berichtet. Fotos wurden an die Wand geworfen. Man hatte verschiedene Projekte und Einrichtungen besichtigt und mit entsprechendem Personal gesprochen. Unter anderem eine Volkshochschule in Kadiköy, die von einer sehr energischen Frau geleitet wurde. Männer kochen dort Tee, wurde schmunzelnd berichtet. In dieser VHS gab es u.a. Alfabetisierungskurse, an welchen Neuistanbuler, die aus dem Fernen Anatolien in die Großstadt kamen, teilnahmen. Es gibt auch Kurse mit Titeln wie "das Leben in der modernen Stadt", wo die Teilnehmer u.a. ins Theater gehen. Auf den an die Wand geworfenen Fotos lachten und junge Menschen an, die Englisch lernten. In anderen "musischen" Kursen wird viel "gebastelt". Mode, Keramik, Gemälde usw. Und die Ergebnisse werden auch vermarktet, wobei die Kadiköyer Volkshochschule mit verschiedenen "privaten" Firmen zusammenarbeitet.
Ein Frauenhaus wurde besucht und die Istanbuler Universität. Die Reiseteilnehmer erzählten recht begeistert über Gesehenes und Gehörtes. So sind in den verschiedenen Projekten viele "ehrenamtliche" Bürger tätig, die anders als bei uns, Aufbruchstimmung verbreiten. Ältere Reiseteilnehmer fühlten sich an Bürgerinitiativen der 70er Jahre erinnert.
Der Kontakt zwischen der Türkei und Deutschland, speziell zwischen Kadiköy und Kreuzberg wird auch von vielen türkischstämmigen Deutschen gefestitgt, die oft gut ausgebildet in Istanbul Arbeit finden, manchmal sogar besser bezahlt als in Deutschland... Ein Gegenbesuch wurde vereinbart.
Nach dem Bericht wurden Speisen aufgetragen und in kleinen Gruppen weitere Ideen und Projekte besprochen...
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Wie erwähnt kann eine Stadt (oder wie hier ein Stadtteil) mehrere Städtepartnerschaften haben. So hat Berlin viele weitere Partnerschaften. In Berlin Kreuzberg gibt es noch eine "lebendige" Beziehung zu Nicaragua aus den 80er Jahren und zwei "offizielle" (neuere) Beziehungen zu Oborishte (Sofia, Bulgarien) und zu Szczecin (Polen) und schließlich eine Beziehung zu Kiryat Yam (Israel), zu welcher es im Internet noch keine weiteren Infos gibt. Ob und in welcher Weise die Vereine zusammenarbeiten, müßte noch erforscht werden.

Summa summarum: Halbwegs lebendigen Bürgern kann man eine Mitarbeit in solchen Städtepartnerschaften nur empfehlen, schon alleine als eine "sinnvolle" Art für Tourismus...
Diskussionen (im Forum Zukunft)

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Mittwoch, 1. Oktober 2008

Geld spielt keine Rolle?

1. IWF und kleine und große Spritzen
Neuer Börsenabsturz und neue Milliardenspritzen * Ralf Streck 18.09.2008 15:42
Auch mit den Rettungsaktionen und massiven Geldspritzen schaffen es die Notenbanken weltweit nicht, den Finanzsektor zu beruhigen. Allein die US-Notenbank (FED) pumpte erneut 180 Milliarden US-Dollar in den Markt. Die Europäischen Zentralbank (EZB) sekundierte mit einer Geldspritze von 40 Milliarden Dollar, die Bank of Japan steuerte 60 Milliarden bei, die Bank of England war mit 40 Milliarden und die Bank of Canada mit 10 Milliarden dabei. Beteiligt haben sich auch die Zentralbanken der Schweiz, Indiens und Australiens. Die bisherigen Milliardenspritzen haben keine Beruhigung gebracht.
http://de.indymedia.org


Merkwürdig an dieser Notitz ist, daß vom IWF nicht geredet wird. Im IWF sind fast alle (volkseigenen) Zentralbanken "demokratisch" organisiert, und dort hinterlegt jedes Mitglied Milliardenspritzen für den Fall, daß bei einem Mitglied der Notfall eintritt. Also scheinen diese Spritzen ein "wilder" Eingriff am zuständigen IWF vorbei zu sein. Das kommt wohl wieder daher, daß die USA Schwierigkeiten haben, internationale Organisationen ernst zu nehmen. Seit Existenz der UNO besteht die US-Politik in der Parole: "Wir brauchen so einen planwirtschaftlichen Firlefanz nicht." Der IWF war aus Sicht der entwickelten Staaten bisher etwas für die "Armen", für die Doofen. Und die bisherige IWF-Politik war auch entsprechend arrogant. Man schrieb den "notleidenden" Staaten, den "Doofen" vor, was sie tun haben, um in den "Genuß" kleinerer Milliardenspritzen zu kommen (2001):
IWF-Direktor Horst Köhler gab überraschend bekannt, dass im Rahmen des so genannten Beistandskredits für Argentinien eine weitere Tranche in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar bereits im September ausgezahlt werden soll. Wegen des drohenden "Ansteckungseffekts" soll Brasilien vorbeugende Krisenhilfe in Höhe von fünfzehn Milliarden Dollar erhalten, zudem sollen an die Türkei weitere 1,5 Milliarden Dollar ausgezahlt werden.
Wachsende Angst vor globaler Schuldenkrise (2001)

1,2 Milliarden für Argentinien im Jahre 2001 sind wohl die ersten Krisenpeanuts gewesen. Damals hat man noch monatelang um Dezimalen hinter dem Komma gerungen, und es ging um "Privatisierung" u.a. des argentinischen Finanzsystems. Verständlich, daß IWF-Hilfe heute nur möglichst außerhalb des IWFs von den USA angefordert oder angenommen wird, wo es um das 100 bis 1000-fache, um Billionen Dollar geht und obendrein von Verstaatlichungen gesprochen wird.

2. Wir "drucken" jetzt soviel Geld wie wir brauchen!
Nun diese schlappen 300 Mrd Dollar halfen nicht so viel. Einige Tage später erfährt man:
Drastische Worte vom Chef der US-Notenbank: Falls der US-Kongress die 700 Milliarden Dollar zur Rettung des US-Finanzsektors nicht bewillige, sieht Ben Bernanke zahlreiche Jobs in Gefahr. Trotz seiner Warnungen formiert sich im Senat prominenter Widerstand.
www.stern.de

3. Leben wir noch oder schon wieder im Sozialismus?
Straubhaar: Das ist eine Verstaatlichung, die mit Kapitalismus nichts mehr zu tun hat. Die USA müssen klarmachen, dass sie das nicht noch einmal machen, wenn neue Regeln für den Finanzsektor gelten.
www.focus.de

(Beim nächsten mal wird der große Straubhaar sicherlich einen ärgerlichen Beschwerdebrief an das kleine Washington schicken!)

4. Geld gestern und Geld heute
In der neueren Zeit, im "richtigen" Kapitalismus (19. Jh), war Geld Edelmetall (Gold), dann private "Banknoten": Zunächst wurde garantiert, daß jede Banknote gegen ein passendes Quantum Gold eingetauscht werden konnte. Die "Geldmenge" (Banknotenmenge) entsprach der "Goldmenge". Weil unter gewöhnlichen Umständen nicht alle Banknotenbesitzer gleichzeitig "ihr" Gold für die Banknoten zurückhaben wollten, konnten gefahrlos mehr Banknoten (Kredit!) ausgegeben werden, als durch Gold gedeckt wurde. Durch die Vergößerung der "Geldmenge" kam die "Wirtschaft" (der Kapitalismus) in Gang. Bereits große Goldfunde führten zu wirtschaftlichen Blütephasen, wie man z.B. in "Wir kommen nun zu Amerika." (MEW 07, Seite 210) lesen kann.
Die Banken waren ursprünglich "privat" mit einem gewissen Bankgeheimnis. Und es konnten Phasen entstehen, in denen niemand "sein" Gold zurück haben wollte, was sollte man auch mit Gold? Die "Deckung" der Banknoten verschob sich so auf die Kreditnehmer. Diese boten "Sicherheiten." Eine "natürliche" Grenze für die Banknotenausgabe, d.h. für Kredite, gab es bei diesem System nicht mehr. Jede Privatbank agierte nach eigenem Ermessen. Die eine Bank "simulierete" bei einer im Kellergewölbe gebunkerten Tonne Gold durch Banknoten (Kredite) zehn, eine andere zwanzig Tonnen Gold. Fatalerweise bedeuteten viele Kredite mehr Gewinn. Der Kollaps trat dabei schnell ein: Dazu mußte nur das "Geldvertrauen" erschüttert werden und immer mehr Menschen verlangten "ihr" Gold zurück, was mangels Masse nicht funktionieren konnte.

Hier "wuchs" und griff der Staat erstmals rabbiat ein. Das durch Gold gedeckte Zahlungsmittel, die Banknoten, wurden staatlich. Der Mangel an "natürlichen" Grenzen für die Kreditvergabe, konnte durch "gesetzliche" behoben werden. Auch das wichtige Notenbankgeheimnis wurde damit öffentlich einsehbar: wie hoch sind die realen Goldreserven und wieviel Banknoten (Kredite) sind ausgegeben worden?

Auf Grundlage dieser Golddeckung konnte "der Staat" trotzdem nicht einfach mal ein paar Milliardenspritzen verteilen, also mehr "ungedecktes" Geld verleihen als gesetzlich "erlaubt" war. Immer noch konnte "psychologisches Fehlverhalten" das "Vertrauen" in die Währung schwer erschüttern und zu Wirtschaftskrisen führen.

Ein möglicher (staatlicher) Eingriff, wäre "kommunistisches Geld" gewesen (Worte von Friedrich Engels): ein vom Gold unabhängiges "öffentliches" (staatliches) Zirkulationsmittel aus Papier und Aluminium, Geld ohne Deckung. Genau dieses Geld hat sich in den ehemaligen "Arbeiter und Bauernstaaten" ab 1917 entwickelt. Die sowjetischen Ökonomen nanntes dieses Plastegeld "Zirkulations- und Stimulationsmittel". In den 70er Jahren verabschiedete sich auch die USA vom "Goldstandard".

Heute ist Geld nicht mal mehr aus Papier: Es besteht aus Bits und Bytes auf absturzsicheren Festplatten, in Gestalt roter oder schwarzer Zahlen in Milliarden Dateien (Konten). Das Bargeld, also die bunten Scheinchen spielen in der gesamten "Geldmenge" und im Wirtschaftskreislauf kaum noch eine Rolle. Bares stellt zunehmend "Klimpergeld" für Arme dar, für solche Bürger, die kein Konto haben, oder die nicht via Kreditkarte zahlen können. Interessant ist, daß es ohne Bargeld auch nicht zu gehen scheint, da die roten und schwarzen Zahlen auf den Milliarden Konten irgendeine "Einheit", eine "Dimension" benötigen. Hinter der Zahl +/-1.000.000.000 muß Dollar oder Euro stehen. (Muß es deshalb Arme geben, welche die erforderliche Einheit mit sich herumschleppen?). Geld verschwindet und nimmt mehr und mehr die Gestalt einer von aller Materie befreiten, nackten "Idee" an.
Und inzwischen agieren immer weniger Menschen im Geldgeschehen. Sie werden durch "intelligente" Software, durch "Programme" ersetzt. Fehler können nicht mehr passieren! Solche Programme berechnen für künftige Entwicklungen "optimales" Verhalten und werden automatisch tätig: Nach präzise berechneten Zeitabschnitten werden, "Gelder" von einem Konto auf andere umgebucht. Das ist dann die Epoche, wo Konten mit zuvielen roten Zahlen als Spam automatisch in den virtuellen Papierkorb verschoben werden. Interessant in diesem Zusammenhang wäre noch die Frage, ob es bereits Konten gibt, die mit keinem real existierenden Menschen verbunden sind: schwarze Löcher, die uns aussaugen!

5. Geld morgen: Wie weiter?
Im Prinzip ist es egal ob Geld in "Wahrheit" nur lustiges Spielgeld ist oder eine naturgesetzliche Erscheinung. (Philosophisch betrachtet war Geld "von Anfang an" Spielgeld).
Interessant an diesem "Spielgeld" ist jedoch, daß zwar "Katastrophen" eintreten, aber real anscheinend nicht viel passiert. Oben stand in einem Zeitungsartikel, daß "viele Jobs in Gefahr seien". Festplatten kosten aber nichts mehr und sicherlich können ohne großen Aufwand für alle 6,7 Mrd Bürger unserer Erde Konten eingerichtet werden, worauf "intelligente" Software regelmäßig "Geld" einzahlt: ein globales Grundeinkommen.
Offensichtlich ist es kein unlösbares Problem, international mal eben 300 Mrd Dollar aufzutreiben, oder jetzt 700 Mrd Dollar in den USA. "Schulden" sind auch Guthaben. Und mit den Schulden werden auch die Guthaben "vererbt". Solange Schuldner und Gläubiger noch Menschen sind, treten mit dem Ableben der Menschen neue Verhältnisse ein (z.B. Erbschaftssteuer).
Die Vorgänge in den USA zeigen in die richtige Richtung, in Richtung eines internationalen einheitlichen Finanzwesens, mit nur noch einer "Währung", die wir mal "Earth" nennen wollen. Der "demokratische" IWF ist bereits ein dazu nötiger Zusammenschluss aller Zentralbanken: eine Weltzentralbank. Neben einer einheitlichen Währung geht es auch darum die anarchistische Kreditvergabe, wonach jeder nach Gutdünken beliebig viele Kredite auf beliebige "Sicherheiten" vergeben kann, etwas kalkulierbarer und planbarer zu gestalten. Immerhin ist das Finanzwesen "nur" ein Werkzeug zum Wirtschaften und kein Selbstzweck!
Diskussion zum Thema Geld

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Samstag, 20. September 2008

Erste Berliner Demo zum BGE

Am 20.09.2008 fand in Berlin die erste Grundeinkommens-Demo statt. In einer 4 Mio Stadt mit schätzungsweise 1 Mio Bürgern, deren Dasein sich durch ein bedingungsloses Grundeinkommen schlagartig verbessern würde, und 26 Jahre nach der ersten "offiziellen" Bekanntgabe dieses Projektes in Gestalt eines Existenzgeldes, mischt sich unter die Freude über das Gelingen dieser Demo auch etwas Nachdenklichkeit.

Nun, die Demo fand innerhalb einer Woche des Grundeinkommens statt.


Gekommen sind so schlappe 100 BGE-fans. Die meisten dürften den sich mehrenden berliner BGE-Inis entstammen. Nur wenige sind offenbar durch die spärliche "Mobilisierung" angeregt worden. Neben "Parteilosen" waren Vertreter von "die Linken" und sogar einige Sozialdemokraten dabei (es gibt noch welche).


Der "Marsch" ging am Hausvogtei-Platz los und endete mit einer kleinen Kundgebung am Alexanderplatz.


Insgesamt eine erfreuliche Veranstaltung mit recht frohgestimmten Menschen. In den Reden wurde das BGE jedoch zu sehr wie ein religiöses Wundermittel jenseits aller "Erwerbsarbeit" dargestellt. Menschen, die "gerne" arbeiten, wie z.B. die uns begleitenden Ordnungshüter, aber auch Lehrer, Richter, Staatsanwälte, Ingeneure, Politiker, Wissenschaftler, Manager und ChefsekretärInnen, die im großen und ganzen mit sich zufrieden sind, verstehen die Notwendigkeit eines "solchen" Grundeinkommens nur mit Mühe. Und die "Armen"? Nun die werden schon seit Jahrzehnten schikaniert und kontrolliert. Sie können sich nicht vorstellen, daß damit plötzlich Schluß sein soll und nicht nur sie, sondern jeder Bürger wohlmöglich noch mehr "Staatsknete" erhalten kann als jetzt z.B. unter Hass4 und das ohne jede Bedingung.

Kurzum, man muß das BGE nicht utopischer machen, als es eh schon ist: Gerade der Hinweis, daß wir im Prinzip schon ein Grundeinkommen haben, daß Staat, Land und Kommune im Durchschnitt über 700 Euro pro Monat an jeden der 82 Mio Bundesbürger "soziale Transferleistungen" zahlt, ein Grundeinkommen mit teuren aber überflüssigen Bedingungen, dieser Hinweis würde eventuell viel mehr Menschen zum Nachdenken anregen und u.a. die Teilnehmerzahlen künftiger bge-Demos entsprechend erhöhen.